KOPF UND HÄNDE

Um weiterzukommen muss man zwischendurch auch mal anhalten. Nach meinem Modedesign-Studium arbeitete ich lange Jahre für eine Reihe internationaler Modeunternehmen. Mit jeder Stufe auf der Karriereleiter wuchsen die Verantwortung und das Gehalt, aber irgendwann nicht mehr die Zufriedenheit. Die immer höhere Frequenz, mit der Kollektionen in die Läden gedrängt werden, nur um sie Wochen später durch den nächsten Dernier Cri zu ersetzen, passte nicht zu meiner Vorstellung von Nachhaltigkeit. Die ressourcenverschwendende Atemlosigkeit der Fast Fashion-Industrie empfand ich immer mehr als lieblos, oberflächlich und als Entwertung der eigenen Arbeit.

Gestalten heißt für mich mehr als entwerfen. Ich möchte jeden Schritt auf dem Weg von der Idee bis zum fertigen Kleidungsstück nicht nur sprichwörtlich in den eigenen Händen haben. Dazu gehört die Auswahl hochwertiger, fair und nachhaltig hergestellter Materialien aus regionaler Produktion. Mir ist aber auch wichtig, mit den eigenen Händen und mit allen Sinnen zu arbeiten, um selbst ausprobieren zu können, welche Designentscheidung auch in der Realität funktioniert (und welche nicht). Ich nenne das „Mit den Händen denken“. Mit meinem eigenen Label habe ich mir 2017 die Freiheit für diese Art des Arbeitens geschenkt – und mit der Region St. Gallen den perfekten Ort gefunden, um meine Ideen in die Tat umzusetzen.